Umbau Chilton-Console

Dieses Chilton-Pültchen wurde in den 70er-Jahren speziell gebaut für die BBC London. Quasi ein Prototyp, alles handgeschnitzt, mit Übertragern bei deren Anblick das Herz des Audiophilen vor Freude hüpft. So sieht es jetzt aus:
Erleben Sie, wie die Revision und Modifikation vonstatten ging. So sah es vorher aus:

Der Wunsch war, dieses edle Teil nicht nur zu revidieren, sondern für die Bedürfnisse des modernen Recordings zu modifizieren:

– 48V-Phantomspeisung schaltbar pro Kanal mit LED

– Phasenkehr-Switches

– Line in 1 symmetrisch auf Jackbuchsen 6.3 mm

– Line in 2 symmetrisch auf SubD-Buchse nach ADAT-norm (ch 9 und 10 auf XLR)

– Direct-Out elektronisch symmetriert auf XLR, Ch 1 bis 8 parallel dazu auf SubD-Buchse

– Inserts für Inputs und Master (Jackbuchsen 6.3 mm)

Und natürlich die Fader tiefer setzen ……….

Zuerst wurden die Input-Prints und die kleine Frontplatte entfernt.

Immer zuerst die mechanischen (und unangenehmsten) Arbeiten erledigen: Aussägen der Rückwand für die beiden SubD 25-Buchsen.

Unverzichtbares Utensil bei solchen Arbeiten ist die Pressluft-Pistole!

Das Typenschild musste auch noch etwas nach links gerückt werden, die Löcher für die Jackbuchsen waren – da Prototyp – bereits vorhanden.

Selbstverständlich wurde auch die PPM-Beleuchtung auf LED gewechselt.

Zum Netzteil: Original nur 24 V, bedingte es den Einbau einer zusätzlichen 48 V-Speisung. Aus service-technischen Gründen – nie irgendwelche Exoten verbauen – löste ich dies mit 2 in Serie geschalteten 24 V-PSUs.

Da der Kunde explizit keine Beschriftungen wünschte, gab es ein 5 mm LED für die Haupt-Speisung und ein 3 mm LED für die Phantom-Speisung.

Voilà die fertig bestückten Line-Treiber. (Können auch verwendet werden um MIDI über sehr lange Strecken zu übertragen.)

Die Line-In Jackbuchsen mit den trimmbaren PADs. Ich als altgedienter Studio-Techniker bin naturgemäss dB-penibel.

Dasselbe musste mit den SubD-Buchsen gemacht werden. Das Chilton hat keine separaten Regler für Line und Mic; d. h. die zusätzlichen Line-Eingänge mussten so gedämpft werden dass der Gain-Regler grundsätzlich bei 70 % steht.

Für derartige Arbeiten – dasselbe gilt auch bei Fahrzeugen – bervorzuge ich die Wachs-Schnur. Nicht aus nostalgischen Gründen, sondern weil die Kabelbäume geschmeidiger zu verlegen sind und man sich auch nicht die Pfoten aufreissen kann.

Ein Old School-Trick: Die Grillzange als Helferchen zum reinpfriemeln der Kabel.

Zwischenstand nach dem ersten Tag.

Die zusätzlichen Schalter/Buchsen unterzubringen bedingte einen kleinen Aufbau, selbstverständlich ebenfalls pulver-beschichtet. (Wie ein Helios-Baby.)

Die Schalter und die 48 V-LEDs in der Zusatz-Frontplatte. Anmerkung: Es sieht zwar nicht so schön aus, aber lange Verbindungsdrähte dürfen nie gerade, sondern müssen leicht geknickt sein. Durch das ständige Dehnen und Zusammenziehen bei Temperatur-Unterschieden resultieren längerfristig kalte Lötstellen!

Es sieht doch langsam nach etwas aus.

Die originalen PAD-Switches mussten auch modifiziert und mit Trimmern versehen werden.

Zwischenstand nach dem 2. Tag.

Die tiefergelegten Fader machen eine extreme Verbesserung im Handling aus. Leider war das Blech so dünn, dass eine komplette Versenkung der Schrauben nicht möglich war.

Die Frontplatten sind montiert und die Eingang-Prints wieder gesteckt.

Die Verdrahtung der zusätzlichen Buchsen war nur mittels Hilfswinkel möglich.

Das Anhängen von Direct-Outs und Inserts war hingegen einfach.

Die montierten Symmetrier-Prints, dann die Speisung und die Verdrahtung.

Es folgte der Zusammenbau mit dem einpassen der zusätzlichen Seitenwände.

Zwischenstand nach dem 3. Tag, eingemessen und bereit fürs Lasieren.

Und dies die Früchte der Arbeit: Das Grinsen des Besitzers war breiter als das Pult.

Nun hat er nicht nur eine sehr, sehr gut klingende Konsole für sein 8 Ch-Recording, sondern auch ein extrem schnelles Pult: Jeder Kanal ist einzeln umschaltbar zwischen XLR (- 60, -40, -30, -20, 0 dB-Pegel)  / Line Jack (0 dB-Pegel) / Line SubD (-14 dB-Pegel) und hat einzeln schaltbare Phasenkehrung, Phantomspeisung und Mute. Die Verbindung zum Recording-System geschieht mit Multicore-Kabeln. Er wird das Chilton-Pültchen problemlos mitnehmen können, die Handgriffe sind genau im Schwerpunkt – weit hinten wegen den schweren Übertragern – montiert.